Herren 1: Krachender Saisonstart ohne Happy End🏀

Herren 1: Krachender Saisonstart ohne Happy End🏀

Die RegioBallers verlieren gegen Citybasket Recklinghausen e.V. am Ende denkbar unglücklich mit 64:65. Dabei hatten die Leverkusener bei ihrer Regionalliga-Premiere zur Halbzeit bereits mit fast 20 Zählern in Front gelegen und 30 Sekunden vor Schluss den Sieg immer noch in eigener Hand.

Wenn es in letzter Zeit eine Sache gab, die die RegioBallers noch mehr erwartet hatten als die neue Single von Pietro Lombardi, dann war das definitiv die Ankunft der Citybaskets Recklinghausen im FBL-Dome 2.0, da dies den Auftakt in die neue Mission 1. Regio einläuten würde. Nach fast fünfmonatiger Zeit des Wartens – warum muss die Sommerpause eigentlich so lang sein? – war es am Sonntagnachmittag um 16 Uhr dann endlich soweit. Und da zeitgleich ein paar Kilometer weiter lediglich ein bisschen Fußball gespielt wurde, schlugen rund 250 alte bekannte und neugierige neue Gesichter in der Werner-Heisenberg-Halle auf, um zu sehen, wie sich der Aufsteiger aus Leverkusen gegen eines der designierten Top-Teams der Liga schlagen würde.

Wer darauf gewettet hatte, dass Fast Break mit dem zum Vorjahr kaum veränderten Kader in der höheren Liga nicht mithalten könne, der konnte seinen Tipico-Wettschein schon nach gut drei Minuten getrost zerreißen und sein Restgeld auf einen Heimsieg des HSV gegen Regensburg setzen. Mit einem Hochgeschwindigkeitsstart, den sich Trainer Thomas Pimperl in seinen übermütigsten Träumen nicht hätte vorstellen können, raste der FBL-Express dermaßen los, dass irgendwo ein Mitarbeiter der deutschen Bahn erschrocken hochschoss und sich über den kalten Schauer in seinem Nacken wunderte.

Auch die Citybaskets hatten wohl nicht mit der Spielfreude des Aufsteigers gerechnet und waren sichtlich angeschlagen. Marc Rass und Andi Fabian fanden immer wieder schnell den Weg zum Korb und selbst wenn sie verfehlten, hatten sie in Adrian Brückmann und Chris Fröhlingsdorf die wahrscheinlich größten Putzfrauen der Welt in ihrem Rücken, die hinter ihnen brav aufräumten und durch etliche hart erkämpfte Offensiv-Rebounds zu Punkten direkt am Brett kamen. Auf der anderen Seite zeigte der menschliche Wischmob Sören Bich durch zahlreiche beispiellose Rutscheinlagen, dass defensiv die Einstellung der Leverkusener gegen den Favoriten von Anfang an ebenfalls stimmte. Das 31:13 nach zehn Minuten war für die Allgemeinheit daher ein bisschen wie Entscheidungen von Horst Seehofer: Entgegen allen gesellschaftlichen Erwartungen.

Im zweiten Viertel fand Recklinghausen dann aber erwartungsgemäß besser ins Spiel. Taumelten die hochgehandelten Gäste im ersten Viertel noch, standen sie nun besser organisiert. Aber immer wenn die Gäste ein, zwei Treffer in Folge landeten, präsentierten sich die Leverkusener wie allseits beliebte Vorzeigeschüler im Physikunterricht und hatten spontan eine passende Antwort parat. Entsprechend begeistert zeigte sich die FBL-Army auf der Tribüne. Die Standing Ovations für das 49:30 nach zwanzig Minuten hatten beinahe Backstreet-Boys-Konzert-Flair, sodass ein beseelter Andi Fabian, vermutlich „Quit playing games with my heart“ summend, wie berauscht mit seinen Kollegen in die Kabine schwebte.

Der Nachteil eines Rausches ist aber, dass er irgendwann auch mal vorbei ist und sich negative Folgeerscheinungen einstellen. Ziemlich ungünstig ist das, wenn das während eines Basketball-Spiels passiert. Hatte das Team von Coach Pimperl in Halbzeit eins noch gezaubert wie David Copperfield zu seinen besten Zeiten, verblüfften die Citybaskets in Halbzeit zwei mit einem besonders raffinierten Trick: Sie hatten ohne sichtbares Werkzeug den Korb für FBL vernagelt. Die RegioBallers warfen von außen plötzlich mit der Präzision von Mörsergeschossen der Bundeswehr und wirkten nervös über den langsam schrumpfenden Vorsprung, der nach dem dritten Viertel immerhin noch zehn Punkte betrug. Statt weiter offensiv befreit aufzuspielen, erstarrte das Angriffsspiel der Leverkusener im vierten Viertel dann vollends und der Versuch die Führung über die Zeit zu retten, musste spätestens drei Minuten vor Schluss als gescheitert angesehen werden, als Recklinghausen erstmalig die Führung übernahm.

Dennoch hatte Fast Break bis zum Schluss die Chance auf den Sieg. 64:63 führend, eroberten die Leverkusener 30 Sekunden vor Schluss den Ball. Marc Rass spielte den Einwurf zu Sören Bich, der dampfwalzenmäßig von seinem Gegenspieler überrollt wurde, leider ohne Pfiff der ansonsten guten Unparteiischen. Eine weitere Chance also für Recklinghausen, die aber ebenfalls ungenutzt blieb. Der Rebound nach dem Fehlwurf landete bei Chris Fröhlingsdorf, doch die Schiedsrichter hatten ein Foul weg vom Ball gegen Fast Break gesehen, sodass mit 21 Sekunden auf der Uhr der starke Christoph Bruns von der Freiwurflinie ruhig bleiben musste. Unter ohrenbetäubendem Lärm zeigte der Routinier der Citybaskets aber keinerlei Nerven und brachte seinem Team die 64:65 Führung. (Quasi zeitgleich wurde im Bürgerhaus Recklinghausen wohl eine Petition gestartet, besonders stabilen Drahtseilen in Zukunft das Label „Bruns” zu verpassen. Wir sind gespannt, ob das was wird.)

Der letzte Angriff der Leverkusener musste also die Entscheidung bringen: Nachdem Marc Rass von der Dreierlinie verwarf, scheiterte auch Fröhlingsdorf im Nachwurf, und erst der dritte Versuch von Kapitän Andi Fabian landete unter gewaltigem Jubel im Korb. ABER: Eine halbe Sekunde zu spät.

Während die Citybaskets zu Recht über einen hart erkämpften und somit verdienten Sieg jubeln konnten, blieb auf Seiten der RegioBallers neben gewaltiger Enttäuschung nur die Erkenntnis, dass mit so einer Schoko-Müsli-Leistung (Am Anfang die ganzen Leckereien und am Ende nur noch aufgeweichte Haferflocken) ein Spiel in dieser Liga nicht mehr gewonnen wird.

Coach Pimperl fiel das Fazit nach dem Spiel entsprechend schwer: „Das war Himmel und Hölle. Das Niveau der ersten Halbzeit war der Wahnsinn. Schade, dass wir das nicht halten konnten. Am Ende hätten wir den Sieg ebenso verdient gehabt, aber das Quäntchen Glück hat in der ein oder anderen Szene leider gefehlt. Trotzdem haben wir gegen ein Topteam der Liga gezeigt, dass wir mehr als konkurrenzfähig sind.”

Für Fast Break heißt es nun „Mund abwischen“ und aus den gemachten Fehlern lernen, um am Freitag im Auswärtsspiel gegen Dortmund den ersten Erfolg einzufahren. Die Mission Regionalliga hat gerade erst begonnen, macht aber mit all der Unterstützung des FBL-Rudels jetzt schon gewaltigen Spaß. Ein großer Dank geht raus an alle, die zu diesem, vom Ergebnis abgesehen, rundum gelungenen Saisonstart beigetragen haben. Die Mannschaft zahlt beim nächsten Heimspiel zurück! 💪

Es spielten:
Rass (18), Brückmann (15), Fröhlingsdorf (11), Fabian (8), S. Bich (7), Mustapic (2), D. Klein (3), Knieper, Hartmann, L. Klein, Dahmen, Foth



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